Schwanger – oder doch nicht? Wenn Sie sich ein Baby wünschen und Ihre Periode ausbleibt, ist die Ungeduld meist groß. Gewissheit bringt Ihnen ein Schwangerschaftstest aus der Apotheke oder eine Untersuchung durch den Frauenarzt. Ein positives Testergebnis deutet auf die lange ersehnte Schwangerschaft hin und ruft nicht selten große Glücksgefühle hervor. Handelt es sich um Ihr erstes Kind, werden Sie bei der frauenärztlichen Untersuchung vermutlich erstmals mit dem Begriff hCG konfrontiert. Dieses auch als Schwangerschaftshormon bekannte hCG-Hormon dient maßgeblich der Erhaltung Ihrer Schwangerschaft.
Das Schwangerschaftshormon hCG
Hinter der Abkürzung hCG verbirgt sich das Hormon humanes Choriongonadotropin, das zur Gruppe der Peptidhormone gehört. Es unterteilt sich in die Untereinheiten Alpha- und Beta-hCG. Erstere ist auch Bestandteil von anderen Hormonen, das Beta-hCG ist jedoch charakteristischer Bestandteil des Hormons hCG. Es wird von den Zellen der Plazenta gebildet und dient der Aufrechterhaltung der Schwangerschaft. Bereits 4 bis 5 Tage nach der erfolgreichen Befruchtung entwickeln sich aus einigen Zellen der Blastozyste einkernige Zytotrophoblastzellen, die das hyperglycosylierte hCG bilden. Dieses bereitet die Einnistung in der Gebärmutterschleimhaut vor. Im Zuge dieser Einnistung (Nidation) entwickeln sich einige dieser Zellen zu dem vielkernigen Synzytiotrophoblast, der ein Teil der Plazentaschranke darstellt und das hCG-Hormon synthetisiert. Über die Blutbahn wird durch das hCG-Hormon der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) sowie den Eierstöcken signalisiert, dass eine Schwangerschaft besteht. Weitere Eisprünge sowie das Einsetzen der Menstruation werden verhindert. Zudem sorgt das hCG-Hormon dafür, dass der Gelbkörper weiterhin Östrogen und Progesteron produziert und der Erhalt der Gebärmutterschleimhaut somit gesichert wird.
Nachweis des hCG-Wertes
Bei Männern und nicht-schwangeren Frauen beträgt der normale hCG-Wert im Blut etwa 5 U/l, nach den Wechseljahren kann dieser Wert bei Frauen auf ca. 10 U/l ansteigen. Bereits vor dem Ausbleiben der Monatsblutung kann der Frauenarzt ab ca. 8 bis 9 Tage nach der Befruchtung durch die Bestimmung des hCG-Wertes anhand einer Blutuntersuchung eine Schwangerschaft feststellen. Die Konzentration des hCG-Hormons wird in diesem Fall durch die Untersuchung von Blutplasma oder Blutserum bestimmt. Nur rund 1 bis 2 Tage später kann bei der Schwangeren aufgrund der steigenden Konzentration das hCG-Hormon auch im Urin festgestellt werden. Der Nachweis des Hormons durch die in der Apotheke oder der Drogerie erhältlichen Schwangerschaftstests erfolgt durch Antikörper, die mit dem Hormon reagieren. Falls das Ergebnis des Tests trotz Schwangerschaft negativ ausfällt, kann die hCG-Konzentration noch zu niedrig gewesen sein. In diesem Fall sollte der Test einige Tage später wiederholt werden. Auch eine größere Menge Urin kann das Ergebnis verfälschen, da das Hormon verdünnt wird.
hCG-Wert – Anstieg und Konzentration

Tabelle: Die Konzentration des hCG-Werts im Blutserum während der Schwangerschaft
Zu Beginn der Schwangerschaft steigt der hCG-Wert rasant an und verdoppelt sich insbesondere in den ersten beiden Wochen etwa alle 2 bis 3 Tage. Der höchste hCG-Wert wird im ersten Drittel der Schwangerschaft etwa zwischen der 8. und 12. Schwangerschaftswoche erreicht und liegt zu diesem Zeitpunkt bei ca. 50.000 bis 100.000 U/l. Von nun an übernimmt die Plazenta die Produktion der Hormone Östrogen und Gestagen, daher ist ein Absinken des hCG-Wertes normal und am Ende der Schwangerschaft kann die hCG-Konzentration im Blut bei etwa 5000 U/l liegen. Nachstehend bietet Ihnen eine übersichtliche Aufstellung einen guten Überblick über die Referenzwerte der hCG-Konzentration im Blutserum während des Schwangerschaftsverlaufs:
3. SSW: 5 bis 50 U/l
4. SSW: 50 bis 500 U/l
5. SSW: 100 bis 5.000 U/l
6. SSW: 500 bis 10.000 U/l
7. SSW: 1.000 bis 50.000 U/l
8. SSW: 10.000 bis 100.000 U/l
9. und 10. SSW: 15.000 bis 200.000 U/l
11. bis 14. SSW: 10.000 bis 100.000 U/l
2. Trimester: 8.000 bis 100.000 U/l
Letztes Trimester: 5.000 bis 65.000 U/l

Um eine genaue Diagnose zu erstellen, wird der Arzt nach auffälligen hCG-Werten weitere Untersuchungen durchführen.
Die im Normbereich liegenden Werte bieten eine große Spannweite, daher können alleine anhand des bei Ihnen festgestellten hCG-Wertes keine Rückschlüsse über die Schwangerschaftswoche vorgenommen werden. In der Frühschwangerschaft dient dem Gynäkologen die Feststellung des hCG-Gehaltes im Blut auch als Nachweis über den Schwangerschaftsverlauf. Ein sehr hoher hCG-Wert kann auf eine Mehrlingsschwangerschaft, eine Chromosomenanomalie des Kindes (Trisomie 21 / Downsyndrom) oder in seltenen Fällen auch auf eine Blasenmole hindeuten. Letztere tritt bei rund 1.000 Geburten lediglich 0,5 bis 1 Mal auf. Insbesondere das fehlende Absinken des hCG-Wertes nach der 10. Schwangerschaftswoche kann möglicherweise ein Hinweis dafür sein, dass das Kind mit dem Downsyndrom geboren wird. Liegt der hCG-Wert deutlich unterhalb des Normbereichs, steigt zu langsam oder fällt er zwischen zwei Untersuchungen sogar ab, kann dies ein Hinweis für eine Fehlentwicklung, eine drohende Fehlgeburt oder auf eine Bauchhöhlen- bzw. Eileiterschwangerschaft sein. Ein Einzelwert ist wenig aussagekräftig, daher wird der Frauenarzt in der Regel mehrere Werte vergleichen. In diesem Fall wird der Gynäkologe weitere Untersuchungen (beispielsweise Ultraschall der Gebärmutter) vornehmen, um eine genaue Diagnose zu erstellen. Liegt der Anstieg des hCG-Wertes in der Frühschwangerschaft im Normbereich, kann eine Eileiterschwangerschaft mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 94,7% ausgeschlossen werden.
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