Der Schnuller, ein kleines Stück Gummi mit großer Wirkung. Er ist Seelentröster, Einschlafhilfe und bester Freund in einem. Doch auf ewig darf der Schnulli nicht bleiben, warnen Ärzte und Pädagogen. Wenn die Zeit zum Schnuller abgewöhnen gekommen ist, fällt der Abschied vielen Kindern allerdings nicht leicht. Hier können Sie bewährte Tipps und Tricks nachlesen, damit es mit dem Schnuller abgewöhnen beim Nachwuchs klappt!
Stellenwert des Schnullers
Nuckeln ist ein menschlicher Urinstinkt, der natürliche Saugreflex wurde sogar durch Ultraschallbilder dokumentiert. Sie belegen, dass ungeborene Babys bereits ab dem fünften Schwangerschaftsmonat am Daumen nuckeln. Die Mehrheit der Kleinkinder hat auch nach der Geburt ein ausgeprägtes Saugbedürfnis, das über die Nahrungsaufnahme hinausgeht. Sie nuckeln an Tüchern, Daumen oder eben am Schnuller, denn das gibt ein Gefühl der Sicherheit, beruhigt und hilft bei der psychischen Stabilisierung. Soll der Schnuller weg, ist nicht jedes Kind davon begeistert. Das ist übrigens keine neue Erscheinung. Archäologen fanden etwa 4.500 Jahre alte Vorläufer des Schnullers in Ägypten, schon damals war die Thematik Schnuller abgewöhnen also nicht unbekannt.
Warum der Schnuller weg muss
Für Babys sind Schnuller nicht schädlich, sie beruhigen und helfen beim Einschlafen. Zudem spekulieren Wissenschaftler, dass die Saug- und Kaubewegungen das Gehirn stimulieren und so das Risiko für plötzlichen Kindstod senken. Der dauerhafte Einsatz des Schnullers birgt jedoch Gefahren. Etwa ab dem sechsten Monat lässt der Saugreflex von Natur aus nach. Kinder fangen an die Welt mit den Händen zu begreifen, feste Nahrung mit dem Löffel zu essen und zu kauen. Ab diesem Alter ständig den Stöpsel im Mund zu haben, hindert den Nachwuchs an seiner natürlichen Entwicklung. Aus entwicklungspsychologischer Sicht blockiert ein überlanger Schnullergebrauch die Weiterentwicklung und hält das Kind in einer jüngeren Entwicklungsphase fest. Warten Eltern mit dem Abgewöhnen des Schnullers zu lange, drohen zudem gravierende Verformungen der Kiefer, des Gaumens und der Zähne. Die kritische Phase beginnt bereits mit dem zweiten Lebensjahr, bis dahin können sich eventuelle Schäden noch auswachsen, danach nicht mehr. Zahnmediziner sehen bei älteren Schnullerkindern zahlreiche Deformationen, wie Kreuzbiss, offener Biss, Überbiss, Zahnengstand, vorstehende Eckzähne und verschobene Backenzähne. Durch diese Zahnfehlstellungen steigt das Risiko für Karies, HNO-Infektionen (vor allem Ohrenentzündungen) und Sprechfehler (insbesondere Lispeln). Den Schnuller abgewöhnen sollte man also nicht zu spät.
Den richtigen Zeitpunkt abpassen
Der richtige Zeitpunkt zum Abgewöhnen des Schnullers kann über Erfolg und Misserfolg des Vorhabens entscheiden. Ideal ist es den Schnullereinsatz bereits zwischen dem sechsten und achten Lebensmonat zu verringern, dann nimmt das natürliche Nuckelbedürfnis nämlich ab und der Schnuller kann zumeist problemlos durch einen Beißring oder ein Schmusetuch ersetzt werden. In der Realität nuckeln viele Kinder aber über dieses Alter hinaus am Schnuller. Irgendwann wird aus dem frühkindlichen Saugbedürfnis eine Angewohnheit und das Abgewöhnen zusehends komplizierter. Je älter das Kind, desto schwerer fällt es mit der Macht der Gewohnheit zu brechen und den geliebten Schnuller abzugeben. Ärzte und Pädagogen empfehlen im Alter von zwei, spätestens jedoch mit drei Jahren den Schnuller endgültig zu verbannen. Denn die Schäden an Seele und Zähnen lassen sich nicht ohne Weiteres reparieren. Damit es mit dem Schnuller abgewöhnen klappt, sollten Sie bei der Wahl des Zeitpunktes auf Folgendes achten:
–Nuckelbedürfnis hat merklich nachgelassen, der Schnuller ist nur noch eine (schlechte) Gewohnheit
–Kind sollte schon autonomer sein und nicht mehr so an Mama klammern
–Keine Veränderungen in Sicht (Umzug, Kindergartenstart, Geburt eines Geschwisterchens, Operation, Verlust einer Bezugsperson etc.). Große Veränderungen können für Kinder anstrengend sein, sie brauchen in solchen Zeiten mehr Halt und Schutz, die der geliebte Schnuller eben bietet. Der Verzicht fällt umso schwerer.
-Planen Sie die Zeit zum Schnuller abgewöhnen in eine Phase, in der Sie als Eltern ausreichend Zeit und Entspannung haben, damit Sie Ihrem Kind mehr Zuwendung schenken können.
Abschied vom Schnuller erleichtern
Den Schnuller abgewöhnen ist für viele Familien kein leichtes Unterfangen. Im Idealfall gibt das Kind den Schnuller aktiv ab. Das machen nicht alle Kids bereitwillig, sie müssen an die Idee des schnullerlosen Lebens erst herangeführt werden. Wir haben Tipps und erprobte Methoden hier versammelt.
– Schnuller immer öfter durch Beißring, Schmusetuch oder ein beißfestes Schmusetier ersetzen. Idealerweise zwischen dem sechsten Lebensmonat und dem Ende des ersten Lebensjahres, damit sich der Nachwuchs nicht übermäßig an den Schnuller gewöhnt.
–Alle Schnuller an einem Ort lagern. Liegen mehrere Schnuller in der ganzen Wohnung verteilt rum, verführt es das Kind öfter als nötig zum Schnuller zu greifen.
–Keine neuen Schnuller nachkaufen.
–Schnullerkette vermeiden, damit der Schnuller nicht aus Langeweile benutzt wird.
-Frühzeitig alle Nuckelflaschen verbannen. Stattdessen Trinklernbecher mit festem Aufsatz benutzen. Ab einem Alter von einem Jahr sollte der Nachwuchs aus Bechern und Tassen trinken.
-Schnuller durch zusätzliche Löcher unattraktiv machen. Weil ein schlaffer Schnuller sich nicht so schön nuckelt, verzichtet das Kind von alleine darauf.
–Beim Sprechen auf Schnuller verzichten. Im Anschluss vergessen Kinder zumeist den Schnuller wieder in den Mund zu stecken.
– Kind vom Trennungsschmerz ablenken und seine Weiterentwicklung durch spielerische Ablenkung und vermehrte Zuwendung unterstützen.
Den Schnuller abgewöhnen: Erprobte Tricks und Methoden
Bei kleinen Kindern kann die Entwöhnung vom Schnuller ganz sanft verlaufen, ältere Kinder ab dem 18. Lebensmonat etwa, können hingegen trotzig sein. Dabei lassen ältere Kids mit sich reden. Die Erfahrung hat gezeigt, dass vor allen gut geplante Rituale zum Schnuller abgewöhnen den gewünschten Erfolg bringen. Die Kinder verinnerlichen die Idee, dass der Schnuller weg muss, und bereiten sich mental auf den Abschied vor. Wie auch immer Sie es anstellen, gestalten Sie den Abschied vom Schnuller positiv und kultivieren beim Nachwuchs den Gedanken, dass „große“ Kinder im Gegensatz zu Babys keinen Schnuller mehr brauchen! Dabei hilft es allabendlich Bücher zum Thema zu lesen, ein paar Beispieltitel sind unten versammelt. Ein kleines Geschenk als Belohnung ist auch nicht verkehrt. So haben andere Eltern die Trennung vom Schnuller geschafft:
-Schnullertausch: Schnuller gegen Geschenk lautet die Devise, besonders um die Feiertage (Weihnachten, Ostern, Geburtstag etc.) sind solche Verhandlungen besonders erfolgreich.
-Abschiedsfeier: In einer feierlichen Zeremonie wird der Schnuller mit einer Abschiedsrede verabschiedet. Wenn Großeltern und Freunde dabei sind und das Kind in seinem Vorhaben bestärken, fällt der Abschied leichter.
-Gartenfest: Der Schnuller wird vergraben. An der Stelle wird einige Zeit später heimlich eine Blume oder ein Bäumchen gepflanzt, an dem Süßigkeiten hängen.
–Schnullerfee: Sie sammelt alle Schnuller von „großen“ Kids und bringt sie zu den Babys. Dafür gibt es kleine Geschenke. Tipp für ängstliche Kids: Die Schnuller können im Paket versendet oder auf der Fensterbank in der Küche auf die Schnullerfee warten, so schwebt nachts keine fremde Gestalt durchs dunkle Kinderzimmer.
-Pragmatisch und rabiat: Einige Eltern schneiden den Schnuller stückchenweise ab und machen dem Nuckelspaß so ein Ende.
Empfehlenswerte Kinderbücher zum Thema Schnuller abgewöhnen
Tschüss, lieber Schnuller! (Nina Dulleck)
Ein Bär von der Schnullerfee (Bärbel Spathelf)
Klaus Schnullermaus (Birgit Hörner)
Die Schnullerfee: Charlotte wartet auf Deinen Schnuller! (Petra Fohrmann)
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